Ein Erfahrungsbericht von Maximilian Nie-Hoegen:
Viel hatte ich von meinen Schiedsrichter-Kollegen schon über den internationalen Osterlehrgang des Berliner Junioren-Leistungskader (JLK) gehört. Umso größer war die Freude, als ich davon erfuhr, in diesem Jahr als niedersächsischer Vertreter einmal selbst an dieser sechstägigen Maßnahme des Berliner FV teilnehmen zu dürfen. Als ich mich vorab darüber erkundigt hatte, hieß es oftmals, dass es sich „um einen der besten Lehrgänge bundesweit“ handeln würde. Diese These sollte sich in den folgenden Tagen auch bewahrheiten:
Los ging es am Samstag vor der Osterwoche, als nach der Ankunft im Landesleistungszentrum Berlin-Wannsee zunächst die obligatorischen Grußworte von der Lehrgangsleitung sowie Jörg Wehling, dem Vorsitzenden des Berliner Schiedsrichterausschusses, gesprochen wurden. Eine Vorstellungsrunde der insgesamt 42 Teilnehmer aus den deutschen Landesverbänden – darunter die 20 Schiedsrichter des Berliner JLK – sowie der jeweils beiden Gäste aus Österreich und der Schweiz läutete daraufhin bereits das Ende der organisatorischen Besprechung ein, bevor ein Fußballturnier nach dem Abendessen den ersten Tag abrundete.
Genauso sportlich, wie der erste Abend zu Ende gegangen war, sollte der nächste Morgen auch wieder beginnen: Und zwar mit Frühsport! Einer funktionellen Trainingseinheit, bestehend aus Kraft- und Ausdauerübungen, folgte der erste von insgesamt mehreren Regeltests. Danach ging es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Landesligaduell zwischen SF Charlottenburg-Wilmersdorf und SF Johannisthal, das von einem aus den Lehrgangsteilnehmern zusammengewürfelten, internationalen Gespann trotz einiger brenzliger Situationen souverän geleitet wurde. Eben solche emotionsgeladenen Stresssituationen standen im Mittelpunkt des ersten Vortrags zum Thema Konfliktbewältigung, den mit Vincent Rödel ein Sportpsychologe von Fußball-Drittligist Energie Cottbus am Abend hielt.
Interessanten Referenten durften wir auch an den darauffolgen Tagen lauschen. So brachte uns Lasse Koslowski, Schiedsrichter in der 2. Bundesliga, etwa die Anwendung des Videobeweis in der Praxis nahe. Impulse setze ebenfalls Florian Lechner (3. Liga-SR), der uns mit dem Thema „Trainingsgestaltung eines Schiedsrichters“ zahlreiche Möglichkeiten offenbarte, wie und in welchem Umfang wir uns bestmöglich auf unsere Spielleitungen vorbereiten können. Zu den Höhepunkten zählten aber sich auch das sehr kurzweilige Referat von DFB-Lehrwart Lutz Wagner sowie der rund zweistündige Gedankenaustausch mit FIFA-Referee und Ex-JLK’ler Felix Zwayer
, der uns in seinem Vortrag einen möglichen Weg von den Amateurklassen bis in die Bundesliga skizzierte.
So gesellig die Vorträge auch abliefen, desto schweißtreibender waren die regelmäßigen sportlichen Aktivitäten. Dazu gehörte neben den morgendlichen Einheiten und weiteren Trainingsinhalten mit verschiedenen Athletik- und Fußballtrainern natürlich ebenso die praktische Leistungsprüfung, die wir montagsmorgens auf der erstklassigen Anlage von Hertha 03 Zehlendorf durchführten. Die fast durchweg positiven Ergebnisse konnten wir im Anschluss daran beim theoretischen Jahresregeltest bestätigen.
Eine Ausnahme zum umfangreichen Lehrgangsprogramm bildete der Mittwoch, an dem wir in Kleingruppen durch Berlin tourten. Dort bekamen wir unter Anleitung der ortskundigen JLK’ler auch die etwas weniger bekannten Ecken der Hauptstadt zu sehen. So tickt die Stadt also wirklich! Zum Abschluss dieses „Kulturtags“ besuchten wir abends das Stück „The Band“ im berühmtberüchtigten Stage Theater des Westens.
Viel schneller als gedacht kam am Karfreitag dann schon der Abreisetag. Dieser hatte für mich persönlich eine „dicke“ Überraschung parat, schließlich zeichnete mich die Lehrgangsleitung als zweitbesten Teilnehmer aus. Als wäre dies nicht schon genug, wurde ich zur Belohnung auch noch als Balljunge für das anstehende DFB-Pokalfinale zwischen Bayern München und RB Leipzig nominiert. Traditionell wird diese Aufgabe von den aktiven JLK’lern und jeweils einem Gast-SR übernommen. Die Rückreise nach Lingen konnte ich also mit einem besonders guten Gefühl antreten.
Mein Fazit von der Teilnahme am Osterlehrgang fällt aber nicht nur deswegen durchweg positiv aus. Ich konnte den verschiedenen Vorträgen nicht nur zahlreiche Erkenntnisse für meine eigene Zukunft entnehmen, sondern auch viele neue Kontakte mit Kollegen aus am dem In-und Ausland knüpfen. Dazu beigetragen hat sicher die hohe Gruppendynamik, die sich in einer homogenen Truppe schneller als gedacht entwickelte.
Mein besonderer Dank gilt dem Verbandsschiedsrichterausschuss unter Vorsitz von Bernd Domurat, der mich für diese Fördermaßnahme ausgewählt hat. Darüber hinaus möchte ich auch die Lehrgangsleitung um Ralf Böhm und Christoph Beblik hervorheben, die für eine ausgezeichnete Organisation in einer ebenfalls erstklassigen Unterkunft am Berliner Wannsee gesorgt hat.