Im Emsland fehlen Fußball-Schiedsrichter

Meppen. „Das Thema ist nicht neu“, gesteht Michael Hüsing. Fehlende Schiedsrichter gebe es eigentlich schon länger, ergänzt der Vorsitzende des Kreisschiedsrichterausschusses. Weil sich die Situation jedoch in den letzten Wochen und Monaten verschärft hat, denkt der Kreisfußballverband über neue Wege der Schiedsrichtergewinnung nach. Während in der Grafschaft sogar schon Punktabzüge vorgenommen wurden, setzen Hüsing und Co. auf Kooperation.

 Eine starke GemeinschaftStatt 500 Schiedsrichter wie vor knapp zwei Jahren beziffert Hüsing die aktuelle Zahl auf „zwischen 450 und 460“. Diese Zahl entspreche den gemeldeten Mannschaften. Ungefähr 250 Seniorenspiele müssen an den Wochenenden mit Schiedsrichtern besetzt werden, so Hüsing. Hinzu kommen Spiele bei den Frauen und Junioren sowie auf Bezirksebene.

Verschärft wird die Situation, weil ältere Schiedsrichter ihre Pfeife an den Nagel gehängt haben. „Sie waren auch mal bereit, mehrere Spiele zu übernehmen. Und insbesondere im Seniorenbereich, also zwischen 30 und 40, fehlen uns die Leute.“ Und diejenigen Jungschiedsrichter, die den Aufstieg in höhere Klassen schaffen, fallen für den Kreis weg. Andere wiederum hören schon nach kurzer Zeit wieder auf, weil sie sich den Anfeindungen nicht aussetzen wollen. „Zum Teil sind sie 14, 15 Jahre alt. Da fahren die Mütter mit und sagen, das möchte ich meinem Kind nicht zumuten.“

Die reine Zahl an Schiedsrichtern sei das eine, verweist Hüsing auf einen anderen Aspekt: „Die Bereitschaft, häufiger zum Einsatz zu kommen, ist nicht mehr so da wie früher.“ Als Gründe führt er berufliche Anspannung und Familie an. „Die zur Verfügung stehende Zeit ist begrenzter geworden.“

Dass Schiedsrichter wegen zu geringer Aufwandsentschädigung aufhören, glaubt Hüsing nicht. Neben einer nach Spielklassen festgelegten Entschädigung (siehe Infokasten) erhalten die Schiedsrichter eine Pauschale von 30 Cent pro Kilometer. „Meiner Meinung nach liegt es nicht am Geld. Das Image als Schiedsrichter ist eher das Problem. Ich habe noch nie von einem Schiedsrichter gehört, dass er aufhört, weil das Geld zu gering ist“, sagt Hüsing. Er persönlich werbe nicht mit dem finanziellen Aspekt, sondern mit der Möglichkeit der Persönlichkeitsbildung. „Das stelle ich als Hauptargument heraus.“ Gerade bei Bewerbungen seien Bescheinigungen als Schiedsrichter gern gesehen.

Jeder Verein ist verpflichtet, eine Sollzahl an Schiedsrichtern zu erfüllen. Heißt: Für jede Mannschaft bis runter zur D-Jugend-Kreisliga muss ein Schiedsrichter gemeldet werden, um die Spiele besetzen zu können. Diese Vorgabe gibt es von Verbandsseite. Bei Spielgemeinschaft wird dieser Wert anteilig heruntergerechnet.

Nur die wenigsten Vereine erfüllen diese Sollzahlen. Anders die DJK Eintracht Papenburg, die in Sachen Unparteiische emslandweit das Aushängeschild ist. „Über Jahre hinaus haben sie ein Übersoll an Schiedsrichtern. Daneben hat der Verein sogar gerade erst noch einen neuen Lehrgang organisiert“, betont Hüsing. Normalerweise ruhten sich Vereine mit einem Übersoll auf ihren Zahlen aus.

Schwarze Schafe gibt es etliche. „Es gibt mehrere Vereine, die keine Schiedsrichter stellen.“ Namen will Hüsing nicht nennen, um niemanden vorzuführen. Klar ist: Wer keine Unparteiischen stellt, zahlt derzeit eine Verwaltungsstrafe in Höhe von 125 Euro im Jahr. „Bei einigen Vereinen scheint es so, als sei das Geld im Haushalt eingeplant. Damit kaufen sie sich im Grunde genommen von ihrer Verantwortung frei.“ Hüsing macht deutlich: „Wir wollen kein Geld verdienen, sondern den Spielbetrieb gewährleisten.“ Wenn diese Maßnahme aber nicht mehr ziehe, müsse man sich entweder damit abfinden oder zu verschärften Maßnahmen greifen. Eine solche sei der Punktabzug. Die Satzung gebe das her. In der Grafschaft Bentheim wurden in dieser Saison erstmals einige Vereine vom Kreisspielausschuss mit Punktabzügen bestraft. Die Wietmarscher Kreisligamannschaft traf es am härtesten: Ihr wurden in der laufenden Saison vier Zähler abgezogen.

Von solch einer Drohkulisse sind Hüsing und Co. derzeit noch weit entfernt. „Wir vom Ausschuss sind der Meinung, man sollte gemeinsam Anstrengungen unternehmen, dass sich etwas an der Situation verbessert. Weil man am Ende nicht derjenige sein will, der über Auf- und Abstieg entscheidet.“ Stattdessen will der Kreisfußballverband im Rahmen des anstehenden Kreispokalfinales die Schiedsrichterwerbemaßnahme des NFV unterstützen. „Wir werden versuchen, die Schiedsrichter gerade in ihren ersten Spielen verstärkt zu unterstützen“, ist auch ein Patenmodell geplant. Zudem werden die Vereine in Kürze angeschrieben. „Mithilfe dieses Schreibens wollen wir sagen, versucht doch noch einmal, uns zu helfen. Wir wollen nicht gegen euch, sondern mit euch arbeiten.“

 

(Bericht von:
http://www.noz.de/lokales/el-sport/artikel/466077/im-emsland-fehlen-fussball-schiedsrichter)